Darf es ein Gläschen mehr sein?

Darf es ein Gläschen mehr sein?

Februar 15, 2020 0 Von Annett

In puncto Alkoholkonsum liegt Deutschland im EU-Spitzenfeld. Der Weg in die Sucht passiert oft ungewollt und geht sehr schnell. Der Weg um die Alkoholkrankheit zu besiegen, ist hingegen langwierig und schwer.

Wie viel ist zu viel?

Laut Berechnungen der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen konsumierte jeder Deutsche im Jahr 2017 10,7 Liter reinen Alkohol. Mehr als 1,8 Millionen Deutsch erkranken im Laufe ihres Lebens an der Alkoholkrankheit und reduzieren so ihre Lebenserwartung um zehn bis 30 Jahre. Erschreckend ist, dass immer mehr junge Erwachsene bis 25 Jahre an Alkoholmissbrauch leiden. Der Weg in die Alkoholkrankheit folgt in vielen Fällen einem bestimmten Muster. Menschen, die suchtkrank werden, sind oft problematische Konsumenten, die von Beginn an hochdosiert Alkohol zu sich nehmen und diesen nicht als Genussmittel einsetzen.

So wirkt Alkohol

Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum wir überhaupt Alkohol trinken? Die Frage ist leicht zu beantworten. Alkohol hat eine tolle Wirkung: Er befreit von Ängsten, löst Spannungen, wirkt enthemmend und in kleinen Mengen getrunken wirkt er auch euphorisierend. Alkohol hat jedoch massive Nachteile, die alle Vorteile zunichtemachen: Alkohol schädigt von allen Suchtmitteln den Körper am stärksten, macht stark abhängig und kann schwere Depressionen auslösen.

Alkohol schadet den Körper

Rund 74000 Deutsche sterben pro Jahr an den Folgen von übermäßigem Alkoholkonsum. Oft geht dem Tod eine schwere Lebererkrankung voraus. Schließlich muss die Leber die meiste Abbauarbeit von Alkohol leisten. Der getrunkene Alkohol gelangt über den Magen und Dünndarm in das Blut und wird im Körper verteilt. Die Leber muss den Alkohol abbauen und durch eine chemische Umwandlung für den Körper unschädlich machen. Damit dies gelingt, muss der Alkohol jedoch zunächst in den Leberzellen zum eigentlich schädlichen Abbauprodukt Acetylaldehyd umgewandelt werden. Bei chronischem Alkoholmissbrauch ist die Leber überlastet und es kommt zu einer zunehmenden Schädigung mit irreparablen Leberschäden. Die Alkoholkrankheit verursacht nicht nur Leberschäden, sondern jedes Körpersystem wird durch den übermäßigen Alkoholkonsum angegriffen. Vor allem das Herz- Kreislauf- und das Nervensystem, das Verdauungssystem, aber auch die Haut und die Knochen erleiden Schädigungen. Alkohol in der Schwangerschaft ist selbst in kleinen Mengen ungesund, weil die Plazenta sehr gut alkoholdurchgängig ist und das Ungeborene den gesamten Alkoholanteil mitbekommt.

Symptome der Sucht

– Besonders starkes Verlangen nach Alkohol
– die Arbeit und die sozialen Kontakte rücken in den Hintergrund, das Leben wird auf den Alkohol ausgerichtet
– es wird weiter getrunken, obwohl sich körperliche oder berufliche Probleme bereits bemerkbar machen
– es wird immer mehr Alkohol benötigt, um die gleiche Wirkung zu spüren
– der Vorsatz weniger oder nichts zu trinken, kann nicht mehr eingehalten werden
– unterschreitet der Alkoholspiegel eine bestimme Schwelle, treten körperliche Abhängigkeitssymptome auf

Wenn drei von diesen sechs Kriterien auf Sie zutreffen, ist von einer Alkoholkrankheit zu sprechen. Der Weg daraus ist sehr schwierig. Es gibt unzählige Gründe, die Krankheit zu verleugnen. Die Alkoholkrankheit ist hochstigmatisierend und hat negative Folgen im privaten und beruflichen Umfeld. Außerdem ist die Alkoholkrankheit, wie beispielsweise auch die eigene Sexualität, ein extrem intimes Problem, worüber viele Menschen nicht so leicht sprechen können.

Die Behandlung der Alkoholkrankheit

Die Alkoholkrankheit ist eine schwere, hochkomplexe und chronische Erkrankung. Die Behandlung muss deshalb komplex und individuell sein. Erst nach dem körperlichen Entzug und der psychiatrischen Anamnese kann eine professionelle Behandlung erfolgen. Die Therapie kann ambulant oder stationär erfolgen. Wichtig ist, dass der Alkoholkranke die Behandlung regelmäßig und meistens lebenslang in Anspruch nimmt.